Komplexe Lernaufgaben

Komplexe Aufgaben zeichnen sich durch eine Orientierung an lebensweltlichen Situationen und Herausforderungen, die Kombination individueller und kooperativer Arbeitsprozesse sowie die Offenheit der Arbeitsergebnisse im Rahmen eines definierten Produktziels aus. Sie ermöglichen den Schüler:innen strukturierte, zugleich aber individuelle Wege der Problemlösung und Bearbeitung.

Die Aufgabenstellung enthält Anweisungen und Hinweise zu allen Elementen, die im Modell der komplexen Aufgabe enthalten sind. Somit ist sie detailliert und wirkt differenzierend und strukturierend. Das Angebot an Übungen und Aufgaben zum Erwerb und zur Sicherung von Fähigkeiten orientiert sich am individuellen Übungsbedarf der Schüler:innen.

In die Aufgabe sind Unterstützungsangebote integriert. Diese Hilfen können sich auf die Input-, Prozess- und/oder Produktebene beziehen (z.B. Vorstrukturierung der Arbeitsschritte, Hinweise zur Bearbeitung, Modelle). Ziel ist der schrittweise Übergang in die selbstständige Arbeit. Dem unterschiedlichen Bedarf der Schüler:innen wird durch das Angebotsprinzip Rechnung getragen. (Hallet 2023)

Eine komplexe Lernaufgabe ist eine schüler:innenorientierte, differenzierte Lernumgebung zur Kompetenzentwicklung, die in verschiedene Teilaufgaben gegliedert ist. Anhand kompetenzorientierter Aufgabenstellungen werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt, sich mit Lernmaterialien auseinanderzusetzen, die dazu dienen, Problemstellungen zu entdecken, Vorstellungen zu entwickeln sowie themenbezogene Informationen zu erschließen oder zu wiederholen. Durch gestufte Lernhilfen werden die Schülerinnen und Schüler beim selbstständigen Lernen unterstützt. Zum Abschluss reflektieren die Schülerinnen und Schüler ihren Lernzuwachs. (Schild 2023)

Wie erstellt man komplexe Lernaufgaben?

1. Unter Berücksichtigung der Voraussetzungen der Lerngruppe und den Anforderungen der Rahmenlehrpläne und Bildungsstandards werden Themenbereich, Kompetenzziel(e) und Kontext für die Aufgabe definiert.

2. Das Erreichen des Kompetenzziels soll in Form eines Lernprodukts erfasst werden.

3. Entsprechend müssen die Teilaufgaben innerhalb der Gesamtaufgabe so aufbereitet sein, dass sie logisch aufeinander aufbauen und in ihrer Gesamtheit zum Kompetenzerwerb führen, der im Lernprodukt manifestiert wird.

4. Das Maß der Offenheit und die Anzahl der Teilaufgaben kann an die Lerngruppe angepasst und als Differenzierungsmaßnahme genutzt werden.

5. Zusätzlich sollen die Teilaufgaben durch individuell nutzbare, gestufte Hilfen begleitet werden.

6. Es können verschiedene Lernressourcen verwendet werden, wie Filme, Sachtexte, Simulationen und Experimente oder eigene online-Recherchen im Internet. (Schild 2023)

Beispiele aus verschiedenen Fächern

Englisch: Die Schüler*innen verfassen eigene travel blogs zu einem selbstgewählten Reiseziel.

Physik: Ist es prinzipiell möglich, ein Glas mit der Stimme zum Zerspringen zu bringen?

Geschichte: Eine Ausstellung zu einem historischen Ereignis oder einer Epoche erstellen.

Deutsch: Schreiben und Aufführen eines Theaterstücks

Biologie: Untersuchung eines lokalen Ökosystems

Literaturhinweise

Hallet, W., Schäfer, J. (2023) Komplexe Aufgaben auf einen Blick In: LemaS-P3rodukt-Datenbank Berlin u.a. S. 1-5

Schild, N., Dohrmann, R. & Nordmeier, V. (2023): Komplexe Lernaufgaben für den Physikunterricht. In: LemaS-P3rodukt-Datenbank, Berlin u.a. S. 4-7

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